Das neue
Jahr war gradmal 17 Tage alt, da trat ein kleines Grüpplein aus dem kleinen
Dorfe Biedermanns eine Reise, eine Zeitreise an, um die ritterliche Welt zu
erobern.
Ziel war das prächtige Schloss zu Gloggnitz, welches es per Bus, ÖBB und
wieder Bus zu erreichen galt.
Nach einem taktischen Zwischenstopp in der Bahnhofswirtschaft Mödling, aus
der man zwar gschneuzt und kamplt reingeht, aber durchgeselcht wieder
rauskommt, wurde mit Trara ein Wieselzug in Richtung Süden bestiegen. Und da
die Fahrt alles in allem doch eine Stunde in Anspruch nahm, war unser
Grüpplein gegen aufkommenden Durscht gut gerüstet.
An einem sonnigen Tag kurz nach Mittags hieß uns die Bucklige Welt herzlich
willkommen. Gschwind noch die Blase entleert und schon wartete der nächste
Bus zur Weiterfahrt. Und grad als Ritter Trö das Bus-Mikro erspähte und eine
launige Reiseleitung verbal zum Besten gab, war auch schon Endstation.
Noch ein kurzer, steiler Waldweg und da stand dann das Schloss in aller
Pracht auf einer Anhöhe, ein mächtiger mittelalterlicher Bau, in dem man
Geschichte inhalierte, ja man spürte praktisch den Atem eines Ritter
Lancelot oder König Drosselbart!
Nachdem es die Zeit erlaubte, tankte unser Grüpplein noch gschwind in der
Schloßkantine Selbstvertrauen, bevor es runter, ganz tief runter in den
Keller zum Bogenschießen ging.
Und dort hatten wir Glück, denn unser Instruktor, der mit Pfeil und Bogen so
behände umging wie unsereins mit Kuli und Papier, oder Zehner und As, oder
linkem und rechten Schuhbandl, konnte schließlich auf eine großartige
Bogenschützenkarriere zurückblicken. Eigenen Angaben zufolge schaffte er es
bei Olympia 1928 in Amsterdam unter die Top 10, 1952 in Helsinki gar aufs
Podest und musste sich 1976 in Montreal nur einem Tschechoslowaken namens
Robijn Huth geschlagen geben, den er aber bei der großen Olympiarevanche in
Olmütz auf dessen eigenen Anlage schlug. Naja – soweit, sogut.
13 Seidls-Schützen traten an, um den König der Pfeile zu ermitteln. In fünf
Runden wurden jeweils 3 Pfeile aus dem Köcher in die Zielscheibe gepfeffert,
da waren doch Ähnlichkeiten mit der Luftdruckgewehrmeisterschaft erkennbar.
Schon nach dem 1. Durchgang war der Favorit mit vorne dabei, Loeff holte 24
Punkte für sein Königreich, nur Ritter Quax war besser. Abgeschlagen bei den
Herren war Freiherr von Kosy, der mit 4 Punkten grad mal die Baroness Lisa
hinter sich ließ. Bei den Weibsleuten duellierten sich um die Krone Babsi
und Bina.
In der nächsten Runde gab es eine fürstliche Überraschung, denn mit 26
Punkten gewann Herzogin Babsi und wieder war Loeff nur knapp dahinter.
Rundenletzter blieb schändlicherweise eindeutig der Verfasser dieser Zeilen,
für den mir momentan kein Adelstitel einzufallen vermag.
Die nächsten Durchgänge dominierte wie gehabt Loeff, auf dessen Weg zur
Bogenkrone ihn wohl niemand mehr einholen vermochte; erwähnenswert noch die
Zero Punkte von Herzogin Babsi, sowie der ex aequo-Sieg der letzten Runde
vom Ritter vom Aug und Zeremonial Gertschi. Bei den Prinzessinnen verpuffte
die hohe Führung der Babsi, und so wurde sie am Weg zur Krone noch
eingeholt.
In der Abrechnung für die Aneignung des Tageszepters siegte eindeutig König
Loeff mit 129 Punkten vorm Ritter Quax mit 110 und Henker Bertl mit 91. Die
Prinzessin des Tages wurde erst im mit dem letzten Wurf besiegelt, Fürstin
Bina gewann vor Baroness Raphi. Erwähnenswert noch die knappe Entscheidung
in der Familienwertung, bei der ein einziges Pünktchen über Silber und
Bronze entschied.
Und nun wurde unser Grüpplein total von der Zeitreise eingeholt. Hunderte
Gewänder lagen bereit, um den König zu bekleiden, um den Hofnarren, den
Henker, den Bischof aufleben zu lassen und um Seidls in Magd, Hofdamen und
Prinzessinnen zu verwandeln. Pardautz, welch heitere Gesellen!
Nach vollzogenem Trikottausch wurden wir in den Speisekeller geführt, denn
nun nach getaner Arbeit hieß es ohne Rücksicht auf Verluste fressen, saufen,
feiern.
Eine unwahrscheinlich üppige dreigängige Essensabfolge wurde uns vorgesetzt,
die Wänste wuchsen und die Kleider wurden enger.
Zwischendurch wurden auch noch kleinere Tischspielchen absolviert, ehe das
Rad der Zeit uns erinnerte, den Rausch der Vergangenheit wieder mit dem
Alltag im 21. Jahrhundert zu tauschen.
Um die Wartezeit auf den Zug zu verkürzen, fielen wir noch hordenmäßig in
eine hiesige Bar ein, in der wir in kürzester Zeit noch so einiges
anzuprosten hatten.
Die letzte Station der Zeitreise war dann mangels Alternativen im
altehrwürdigen Wildenauer´s, wo uns zum Abschluss vom Nu noch ein
feingebrautes Ottakringer kredenzt wurde.
Wir freuen uns auf die nächste Zeitreise!
BOGENSCHIESSEN – ERGEBNISSE
Knechte:
1. Loeff (24 – 25 – 27 – 28 – 25) 129
2. Quaxi (25 – 14 – 26 – 21 – 24) 110
3. Bertl
(11 – 17 – 16 – 25 – 22) 91
4. Aug ( 8 – 20 – 17 – 19 – 26) 90
5. Klausi (20 – 15 – 13 – 22 – 14) 84
6. Trösler ( 6 – 8 – 21 – 27 – 19) 81
7. Gertschi (12 – 3 – 19 – 17 – 26) 77
8. Langes (14 – 19 – 14 – 17 – 11) 75
9. Kosy (4 – 8 – 8 – 21 – 21) 62
Mägde:
1. Bina (14 – 7 – 12 – 20 – 22) 75
2. Raphi (10 – 11 – 18 – 17 – 11) 67
3. Babsi (15 – 26 – 23 – 1 – 0) 65
4. Lisa ( 3 – 4 – 3 – 1 – 11) 22
Paare:
1. Loeff / Raphi (129 + 67) 196
2. Langes / Bina (75 + 75) 150
3. Klausi / Babsi (84 + 65) 149
Gertschi |